hab schon mal das künftige dankwartzimmer begutachtet. ruhige lage, tolle aussicht und trotzdem zentral. gute wahl!

...das hat's alles nicht gegeben auf der spanien-rundreise während der vergangenen zwei wochen. dafür jede menge erkenntnisse, sonnenbrände und geburtstage.

erkenntnisse:

in spanien gibts parks mit rolltreppen. das bringt einem der natur schneller näher

auch ludwig mies v. d. rohe war lederjackenträger

die madrider stehen sehr auf berlin und haben sich deswegen ein eigenes brandenburger tor gebaut. aber nur ein ganz kleines

selbst wenn der zahn der zeit nagt, bleiben immer noch ein paar schmunzelstückchen übrig

... bei meinem dieswöchigen sonntagsspaziergang.

die damen in rot und blau (und auch die in gelb die man am foto gar nicht sieht) hatten gummistiefeln, ich nasse füsse.

darüber sind wir uns alle hoffentlich im klaren. trotzdem geht es nicht an, dass die da drüben in minkasien das kletter-monopol für sich beansprucht.
deshalb hier impressionen des beliebten murcianischen nachtkletterns.

weils hier in der gegend keine richtigen berge gibt, kraxeln die murcianer auf bäume, das kann auch anstrengend sein

unlängst war ein feiertag und ich hab davon erst am tag davor erfahren - also war eine spontane und unbürokratische lösung für den beschäftugungsausfall gesucht.

gesucht und gefunden hab ich das hier:

san pedro heisst das dorf, dass man auf dem foto nicht wirklich erkennen kann. zu sehen ist nix, weil das dorf fast nur aus zelten und felshöhlen besteht in denen zumeist nackerte alt- und junghippies drin sitzen.
dorthin muss man entweder eine stunde zu fuss gehen oder mit dem schlauchboot hinfahren. strasse gibts nicht. genausowenig wie eine stromleitung oder einen anschluss an die kanalisation.
sehr schön, sehr nett, alles.

bezeichnenderweise wird die einzige bierbar dort von einem ehemaligen grazer betrieben. der hat solarstrom, kühlschrank, stereoanalge fernseher computer mit internetanschluss und einen riessigen müllhaufen vor dem höhleneingang.
aussteiger sind auch nicht mehr das was sie mal waren.

in spanien liegt nicht nur der öffentliche verkehr darnieder, auch diverse andere alternative fortbewegungstaktiken wie zu fussgehen, skateboard fahren, paragleiten und radfahren sind ziemlich unterrepräsentiert.
wiel ich ja ein neugieriger geist bin, hab ich mich des unlängst nächtens aufgemacht um dem grund dieses rückstands ausfindig zu machen. warum verlassen die spanier ihre autos nur zum essen, schlafen und teilweise zum arbeiten? nach stundenlangem suchen bin ich auch tatsächlich fündig geworden. es sind nicht die fehlenden fahrrad- und zebrastreifen, rüde autofahrer, die fussgänger als unnötige hindernisse sehen oder prestige.
sie benutzen schlicht und einfach das falsche equipment.

damit ihr mich in der ferne nicht vergesst, ist es jetzt wieder mal notwendig über meine momentane lebenssituation bericht zu erstatten:

die meiste zeit hier in murcia werde ich von meinem praktikanten arthur begleitet. er wurde mir zur obhut übergeben und so versuche ich ihn zu einem aufrechten mensch zu erziehen. wie die meisten anderen holländer ist er ein grundsätzlich freundlicher und höflicher mensch. er grüsst immer brav und wenn er jemanden erkennt zaubert er ein treuherziges lächeln auf sein gesicht.

abends kocht er mir immer leckere speisen und morgens presst er mir orangen aus.
soweit so gut, aber die orangensache hat ihn auf eine idee gebracht, die nicht aus seinem kopf will:
er will versuchen die ganze bürobelegschaft in die fussballnationalfarbe seines heimatlandes zu kleiden.
hier seine anhängerschaft im zenit ihrer begeisterung:

ich selbst versuche mich in der zwischenzeit mit sinnvollerem zu beschäftigen und spiele 'hochhäuser'. die frucht von zwei wochen schnittwunden und zusammengeklebter fingerkuppen hat jetzt zur folge, dass wir alle besprechungen vom überfüllten konferenzraum in die nächstgelegene bar verlegen müssen.

hier mal ein kleines trostpflaster für alle jene, die noch immer nördlich von alpen und pyrenäen leben

zusammenfassend für diese woche:
essen gut, wetter schlecht

meine momentante wahlheimatstadt, die ich hiermit einmal naeher vorstelle, hat seit dem 1. mai (also seit meinem ersten arbeitstag, wobei spanien ja ein grundsozialistisches land und deshalb der 1. mai auch ein arbeitsfreier tag ist) eine strassenbahn. es ist die erste strassenbahn in dieser 500.000 einwohner-stadt und geht schnurgerade vom zentrum (plaza circular) bis vor meine haustuere (mehr oder weniger). das ist gut und noch besser ist, dass in den ersten beiden jahren das befahren der tranvia gratis ist.
schoener sozialer nebeneffekt dieser grosszuegigen geste ist, und das ist mir in den letzten tagen immer wieder passiert, dass bei den endstationen mehr als die haelfte der fahrgaeste sitzen beibt oder einfach nur auf die plaetzen die in die andere fahrtrichtung zeigen wechseln. meistens sind diese menschen nicht alleine unterwegs, sondern mit der ganzen familie samt kleinkindern.
familienausflug mal anders, 4 stationen nach vor und wieder zurueck.

mit dem rasenplfanzen haben die murcianer im uebrigen noch nicht sehr viel erfahrung.

habe ich einen ausflug nach valencia gemacht. sehr schoen war das und weil dort heuer der American Cup (da gehts um segeln) stattfindet, wurde die stadt noch extra aufgemotzt. in aller kuerze hier die dringendsten touri-tipps:

* zentrum fuer kunst und alles schoene von santiago calatrava (was dem barceloner der gaudi ist dem valenicianer der calatrava mit dem vorteil, das der noch lebt)

* americans cup gelaende am hafen, dort wurde dankbarerweise extra eine metro hingefuehrt, ist immerhin 8 km vom zentrum entfernt

* barrio del carmen - dort cafe essen und tapas drinken

in valencia gibts riesige kreisverkehre mit 5 oder 8 spuren. genau kann ich das auch nicht beziffern, weil aufgrund der anarchischen grundmentalitaet des spanischen autolenkers auf markierungslinien verzichtet wurde. schon deshalb und auch wegen dem weltklima empfehle ich oeffentlichen verkehr und zufussgehen.

weils grad so schön zu unserem thema des monats passt, ein erster bericht aus der ferne. auf den bildern unten könnt ihr eine kleine auswahl der vielen tiere sehen mit denen ich mir hier die zuneigung teilen muss.

an erster stelle ist dieser komische vogel zu nennen. eigentlich würde der schon reichen um die ganze restliche schar an haustieren zu ersetzten. er kann besonders gut bellen, miauen, diverse vogelstimmen und wasserfallgeräusche nachahmen und reden sowieso.

ganz im gegensatz zu den reptilien. die geben eigentlich den ganzen tag keinen laut von sich und bewegen sich nur von den salatblättern hinüber zu den maiskörnern und zurück. aber selbst schildkröten haben eine seele und die seele von dada (rechts im bild) ist momentan etwas betrübt. tatsächlich hat das arme tierchen einen selbsmordversuch hinter sich. sie dame mit dem dicken panzer wollte sich in der wasserschale ertränken, wurde aber rechtzeitig entdeckt und gerettet.

das kleine fuchur-weibchen pelu ist vor kurzem flügge geworden und wechselt seither nur noch fliegender weise zwischen der einen und der anderen couch hin und her.

weiters gibts auf unserer kleinen farm noch ein extrem kurzsichtiges kamel, einen goldfisch im pool und einen schafbock.

was das hier für eine spezies ist, hab ich noch nicht rausgefunden. auf jeden fall schrecken sie mich jeden morgen so sehr, dass ich als erstes zur gesprächstherapie bei coco dem papagei muss.

der sturm ist vorbei, gute gelegenheit, wieder mal in der alpenrepublik vorbeizuschaun.

hier ein kurzer rückblick auf meinen 'winterurlaub'

als erstes hier zur veranschaulichung die früher schon mal erwähnte frühstücksdachterasse. recht idyllisch das ganze, mit vögeln, die vorjährige datteln aus den palmen klauben.

nächste station - alicante
auch ansprechend. vor allem schauen die alicanter auf ihre vergangenheit

auf einem berg war ich auch, dem ersten seit langem. der puig campana schaut ein wenig aus als würde ihm ein zahn fehlen. in wirklichkeit hat hier ein ufo im landeanflug auf benidorm (manhatten der costa blanc) zu tief angesetzt und einen riesigen steinbrocken mitgenommen. der liegt jetzt ein stück vor der küste im wasser (der stein, nicht das ufo; das haben die einheimischen in die mitte eines riesigen kreisverkehrs gestelllt.)

stimmungsbild

und dramaturgisch geschickt an den schluss dieses reiseberichtes gesetzt - meine künftige arbeitsstätte. die liegt in murcia und am dach dreht sich ein überdimensionaler mercedesstern. der dient zur ventilation der dachterrasse womit sich der thematische kreis wieder schliesst.

fruehstueck auf der dachterasse, geblendet von der grellen sonne. rioja zur paella, spazieren am strand. weit und breit keine flocke dafuer bluehende baeume.

ich hoffe euch gehts auch gut

so, die iberische halbinsel ist besucht. hier zur nachbetrachtung einige hinweise, die jedem spanienreisenden hilfreich sein werden:

spanien besteht nicht nur aus stränden und hotels. neinneinnein. es besteht vielmehr hauptsächlich aus kreisverkehren und viel nix. durch dieses nix muss man stunden lang durchgondeln, will man z.b. von alicante nach granada.

eiscafe wird so gemacht: man nimmt einen verlängerten, leert diesen in ein glas voll eiswürfel und wartet bis es kalt ist.

die alhambra ist die heimat der wohl weltweit langsamsten zierfische. die bekommt man aber erst zu sehen, wenn man sich wirklich lang angestellt hat.

in granada gibts jede menge bars, die am abend zu jedem kleinen bier (und klein ist dort wirklich klein) einen snack reichen und zwar so reichlich, dass man auf jeden fall schneller satt als betrunken ist.

weinbergschnecken in tomaten und froschschenkel in weisweinsauce sind zwar nicht umbedingt typisch, schmecken aber im patio andaluz in torrevieja ganz ausgezeichnet.

schon typisch sind
. horchata, ein erfrischungsgetränk aus eigenartig aussehenden beeren
. mandelmilch
. jamon de sierra (das sind die schweinshälften die über jedem zweiten tresen hängen)
. pealla mit hühnchen frischen algen

golfspielen an der costa blanca mag verlockend klingen. dabei sollte aber bedacht sein, dass dort normalerweise kein englischer rasen wächst und überhaupt das wasser ein wenig knapp ist.

tut mir leid, aber das ist das, was einem urlaubsfoto am nächsten kommt

ich bin zurück in meiner interimsheimat!
die letzten tage bin ich mit dem eurolinesbus durch das baltikum geschaukelt, eigentlich eine nette art zu reisen. blöderweise werden hier unter dem gesamttitel infrastrukturaufwertung alle strassen abgebrochen und neu gebaut. szenen, die an die westautobahn erinnern....

erkenntnis der reise:
die esten sind die besseren balten. woran das liegt kann ich nicht sagen, vielleicht liegt es daran, das die finnen so oft auf besuch kommen und von den vergleichsweise billigeren alkoholpreisen nutzniesen.

eins stimmt jedoch bedenklich. talinn scheint sich als hideout für ins zwielicht geratene staatschefs etabliert zu haben. unter leicht veränderten namen haben sie dann teil am warentransport- und personenverkehrsgeschäft.

seit ich in meiner neuen bleibe bin, hat sich mein leben um einiges geändert. es hängen hier keine irischen flaggen mehr rum. die riverdance musik ist auch geschichte. dafür hab ich hier einige ausgesprochen supernige features.
ich will euch zum beispiel mein neuestes küchengerät nicht vorenthalten. es handelt sich um einen kombi-toaster-griller. das ding eignet sich ausgezeichnet für alle nur erdenklichen dinge, die man heiss und kross haben will.
leider kann ich nicht behaupten, die erfindung wäre von mir, das ist sie nämlich nicht. aber immerhin bin ich in besitz von dem ding und wann immer ich will, kann ich damit auch schnee schlagen.

präventiv gelesen - wegen möglichen heimwehanfällen. aber keine sorge, ein bisschen vernaderungslektüre und alles ist wieder gut

defeated

der stellungskampf zwischen der österreichischen nordlegion und der irischen irrsinnsbrigarde ist ausgestanden. die insulaner haben sich geschlagen gegeben und sind ende letzter woche wieder zu ihren schafen geflogen.
grund zum feiern, endlich ist meine psychische stabilität keinem dauerbombardement mehr ausgesetzt.

es gibt aber noch eine konsequenz aus diesem ereignis die ich euch nicht vorenthalten will.
da die gemeinsame wohnung für mich allein ja viel zu gross ist und ohnehin in trümmern liegt, bin ich übersiedelt, und zwar hier hin:

zum studio passend, gibts noch ein schlafzimmer und einen riesigen innenhof - nur für mich allein (und als abstellplatz für ein paar rostige metalskulpturen - eigentlich schaut ein wenig so aus wie donaulände, nur ohne rasen. und ohne donau).

die ganze sache mit meinen mitbewohnern beginnt ernsthaft zu eskalieren! anfangs war alles noch recht schön und nett. in wirklichkeit aber waren die beiden einfach nur unterkühlt. mit dem kürzlich stattgefundenen frühlingseinbruch aber ist ihre wahre persönlichkeit an die oberfläche gekrochen, und das sieht dann so aus

am schlimmsten wird es, wenn gelegentlich andere iren auf besuch kommen. die tauchen plötzlich aus dem nichts bzw. aus riesigen vor unserer tür abgelieferten kartonschachteln auf, betrinken sich in windeseile und bleiben dann in einem surrealen schwebezustand, bis sie mit airbaltic wieder auf ihre insel abbrausen.
oben abgelichtete (frühstücks-) und ähnliche aktionen werden mit lapidaren worthülsen ala 'i am an artist', 'that's my culture' oder 'it is a performance' erklärt.
naja, wie auch immer - ich hab mir im gegenzug im secoundhand shop einen ganzkörper-gummianzug besorgt, um in unserer völlig verdreckten wohnung überleben zu können und als das auch nicht mehr ausgereicht hat, bin ich übers wochenende ans meer gefahren, um dort nach meiner mitte zu suchen

insgesamt eine sehr gute idee. meine psychische stabilität ist soweit wieder hergestellt, dass ich zumindest diese zeilen hier tippen kann. ausserdem hat das seuchenamt unsere wohnung vorerst wieder für kleintierhaltung zugelassen, vielleicht kann ich nächste woche schon wieder einziehen.

nida, ist am äussersten ende von litauen gelegen. auf der landzunge, welche die kurische nehrung von der oststee trennt und kurz vor der russischen grenze. auf der einen seite gibts süsswasserfische, auf der anderen blendend weisser sandstrand und dazwischen wald. in der nebensaison leben hier grad mal so um die 300 menschen die alle darauf warten, dass im juni irgendwann die touristen aufkreuzen und öfter als einmal pro tag ein bus hierher fährt.

die sehenswürdigkeiten sind mit dem geliehenen rad innerhalb eines halben tages erledigt, dann bleibt reichlich zeit für herumwandern auf den wanderdünen und schwänefüttern, neben den fischkuttern. insgesamt sehr empfehlenswert und wenn man im sommer kommt, kann man sich auch im nahegelegenen campingplatz einmieten.

endlich! die vilniuser haben ihre gastgärten bestuhlt, letztes wochenende. grund genug einen kleinen (von der prager aussenstelle angeregten) exkurs in das kulinarische litauen zu wagen. weil man die meisten namen ohnehin nicht aussprechen kann und ausserdem auf meiner tastatur ein paar wesentliche buchstaben fehlen, werde ich sie übersetzen.

das markanteste merkmal zuerst: es gibt keine würstelstände, chippers, burgerbuden oder frittenläden - nix wo man seinen post-bier-genuss-hunger stillen könnte. wirklich überhaupt nix!
ABER
als kompensation bieten die meisten lokale hier biersnacks. der eindeutige favorit ist in dieser kategorie: in streifen geschnittenes fritiertes brot, mit einem hauch knoblauch, oben drauf geschmolzener käse. erwähnenswert, es gibt neben biersnacks auch vodkasnacks und weinsnacks.

tagsüber huldigen die litauern den wenigen zutaten die hier in der kargeren klimazone europas heimisch sind:
rote rüben, kartoffeln und schwein
in allen erdenklichen formen

zur roten rüben (wo ich her komm sagt man ja rauna dazu. das ist aber glaub ich ein westinnviertler spezialausdruck): besonders empfehlenswert ist der kalte borschtsch, serviert mit heissen kartoffeln und einem schuss kefir. für die weniger experimentierfreudigen gibts das ganze auch in warm.

die cepelinos sind wegen ihrer form nach einem, in vergangener zeit beliebten verkehrsmittel benannt. ratet mal welches vehikel das sein könnte. aus rohen und gekochten kartoffeln wird ein teig gemischt, in dem man alle möglichen füllungen einpacken kann. das ganze in salzwasser gekocht, schaut anschliessend recht fad aus, kann aber geschmacklich durchaus was hermachen. darüber giesst der gemeine litauische koch ein ausgesprochen neutrale milch-mehl-sauce.

die litauer sind unangefochtene meister darin, schweinefleisch in fanasievollster weise zu verstecken. in bandeles (gebackener teig), oben erwähnten cepelinos, unter geschmolzenem käse, klein zerstückelt in allen suppen, als sulz, in gebackenem kartoffelteig ... mir ist es letztens ganz unerwartet im inneren zweier palatschinken untergekommen. bis zur unkenntlichkeit zerkleinert, fein säuberlich in den teigfladen eingeschlagen, von aussen in keiner weise kenntlich gemacht, hinterlistig.

zum dessert, ist es empfehlenswert, in die pieno baras an der pilies gatve einzukehren. beim ersten vorbeigehen wegen ihres namens mit einer piano-bar verwechselt, von spötischen iren als penis-bar betitelt versteckt sich hinter dem wort pieno 'pienas' das litauische wort für milch. das lokal wirkt wie eine sovjet-kantine wirken soll. unfreundlich karg, ohne windfang, ostpoprado aus den lautsprechern, selbstbedienung. als kompensation gibts hier sehr günstig den wahrscheinlich besten kakava (kakao) der stadt und dazu überraschungsgebäck. weil die namen auf den schildern für nicht sprachbegabte keinen sinn machen, weiss man vorher nie was drin ist, ist aber eigentlich immer super.

herrliches wochenende - ich war saunieren, und zwar auf die nordische art.
stattgefunden hat das ganze circa 70min zugstrecke von vilnius entfernt in einem kleinen dorf.

alle häuser dort sind aus holz und die strassen aus matsch. ist man erst mal dort, erkennt man nur an den plastikbierflaschen, dass man sich immer noch im 21. jahrhundert befindet. verstärkt wird diese zeitwahrnehmungsunschärfe dadurch, das alle (ausser mir und miguel) dort angelangt, sich sofort in schaffelle und kuhhäute geworfen haben. so bemantelt sitzen die männer am feuer und schnitzten holzteller, nähen halfter für ihre hornmesser und zeigen sich gegenseitig ihre speere und schwerter, während die frauen in der küche komische getreidesorten kochen und das geflügel in den holzherd schieben. fotos gibts da keine, weil ich ein bischen angst vor dem typen mit der axt gehabt hab - keine ahnung wie der auf blitzlicht reagiert.

die sauna wird mit holz geheizt, drum dauert das auch gleich mal vier, fünf stunden, bis alles warm ist. wenns dann so weit ist, wird geschwitzt und zwar richtig. nicht wie bei uns, so bobomässig mit duschen, ruheraum und massagetisch.
hier geht man rein, schwitzt, geht raus, trinkt bier aus einem holzbecher (und später dann aus einem eisenbeschlagenen stierhorn), geht wieder rein, schwitzt, geht raus, trinkt ...... das ganze zwei stunden lang. wer dann noch steht, wird mit einem lauten ' I Sveikata ' zum abschliessenden trinkgelage akzeptiert - auch ohne wikingerverkleidung und stich- oder hiebwaffe.

10 gründe warum st patricks day (im folgenden wegen des sprachgebrauches und weils nicht soviele buchstaben zum tippen sind 'padys day' genannt) super ist und warum jeder sowas haben sollte:

padys day ist ein willkommener anlass die fastenzeit auszusetzten

padys day ist eine der seltenen gelegenheiten, sich ohne schlechtem gewissen mit fremden landesfarben zu schmücken

die wichtigste der drei irischen nationalfarben ist grün, was ich für durchaus politisch vertretbar halte.

irische staatsbürgern ist am padys day grundsätzlich alles erlaubt, das gleiche gilt für personen, die sich in gesellschaft irischer staatsbürger befinden.

am padys day gibts den üblichen kartoffelbrei mit kohl, aber diesmal mit geldstücken drin. mit denen kann man den nach dem verzehr erforderlichen zahnersatz bezahlen

padys day ist einer der wenigen guten gründe braunen bierersatz (guinness) zu trinken

padys day dauert bis zu einer woche wenigstens aber 3 tage.

bei günstigen bedingungen bekommt man am padys day bei offenem kaminfeuer die irische geschichte auf gälisch samt englischer simmultanübersetzung erzählt

die iren sind am morgen nach den feierlichkeiten besonders sehenswert

nach dem fest ist alles noch heil und ausserdem haben wir jetzt ein grünes tischtuch, einen neuen mitbewohner (übrig geblieben, aber eh ganz nett) schicke dekoration in der ganzen wohnung, eine beachtliche sammlung diverser kleeblätter und die bewissheit, dass unsere nachbarn durch wirklich rein gar nichts aus der ruhe zu bringen sind.

dieses wochenende ist war ein wochenende der freude und des feierns.
anlass: 15 jahre unabhängigkeit, also indipendence day
grund und anlass für einen kurzen blick zurück in die jüngere geschichte dieses traditionsreichen landes

am 11. märz 1991 erbrach sich der jahrelang aufgestaute frust der litauer über die sowjet-okkupation in aller heftigkeit über das ganze land und ermöglichte den bürgerInnen ein leben in friede und freiheit.
möglich wurde das hauptsächlich durch die führung und anleitung einer revolutionären persönlichkeit:
RONALDAS DONALDAS
er war es, der die massen zum fernsehturm lenkte und mit eifernder stimme in das selbstgebastelte kartonmegafon schrie: "beschmeisst sie mit fleischlaibchen, beschmiert sie mit tomatensosse, ertränkt sie in altem fritierfett!"
seither wird dieser grosse mann hier wie ein heiliger verehrt. überall findet man gedenkstätten, die von pilgerströmen überrannt werden und an jedem 11. märz wird seine revolutionsflagge im ganzen land gehisst.

nicht zu vergessen ist die zweite führungsfigur, die gefahr läuft im glänzenden licht von ronaldas donaldas unterzugehen. aber im vaterländischen herz der litauer ist immer noch ein platz für den geistigen vater der partisanenkämpfe:
COLIUS COCA
dieser tapfere mann harrte mit seinen mannen mehrere bitterkalte winter in seinem versteck hinter den tujenhecken des stadtparkes aus, um im jahr der revolution mit aller kraft und eiserner faust zuzuschlagen. seinem strategischen denken ist es zu verdanken, dass der diesel für die russischen panzer durch einen braune klebrige flüssigkeit (deren zusammensetzung noch bis heute geheim ist) über nacht vertauscht wurde. so waren die maschinen gehemmt und blieben kurz vorm kessel im schnee stecken.
auch ihm sind einige gedenkstätten gewidmet, wenn auch weit nicht so viele wie seinem waffenbruder.

für sowjet-nostalgie ist seither nur mehr im dunkeln platz (zum beispiel bei uns am klo).

dieser rückblick soll uns eines lehren: die revolution frisst ihre kinder nicht, und wenn sie es doch tut, dann kann man immer noch auf supersize upgraden und danach einen doughnut zum dessert nehmen.

geschafft, jetzt bin ich alt und meine neu gewonnenen freunde hier haben mir geholfen das endgültig zu realisieren.

meine mitbewohner haben ihre deutschkenntnisse aktiviert und mir ihre meinung über das älterwerden gegeigt.

nichtsdestotrotz hab ich bei weitem mehr geschenke gekommen als bei irgendeinem geburtstag zuvor, an den ich mich erinnern könnte. als da wären zum beispiel: ein original architektenfreundmantel, der jetzt mein neuer arbeitsanzug ist + krawatte.

ein komplettes fussballstadion mit extragrosser anzeigetafel

ein haustier

und vieles mehr:
ein fastnaktpokerspiel, ein buch über polnische trachten, eine geldbörse aus einem milchpakerl gefertigt - sehr super und extra erfreulich weil selbstgemacht, ein easy reading buch über die tiere des waldes, eine mundbemalte cd mit liedern über die liebe, ein buchetuit, eine plastiksonnenblume, ein grosser laib käse, eine grabkerze, ein basketballset - ist ja hier nationalsport....

das bild ist nicht manipuliert!!

endlich, es ist so weit, die oberer zahl zeigt die aussentemperatur an und die ist erstmals über null.
wir haben uns sofort alle kleider vom leib gerissen und uns in die neris geworfen, nächste woche gehts ans meer - freu mich schon drauf.

jetzt wo das eis von den bäumen tropft, kommen auch die postkutschen wieder bis hierher. das ist eine ziemlich wichtige tatsache, angesichts meines heraneilendes geburtstages.

also ein kleiner tip:

architektenfreund
lapu gatve 8-6
LT-02101
vilnius 30
LITHUANIA